Arbeitgeberfragen in Bewerbungsgesprächen

In meinen Vorbereitungsgesprächen mit Bewerbern werde ich immer wieder gefragt, auf welche Arbeitgeberfragen man sich einstellen kann? Womit werde ich im Bewerbungsgespräch konfrontiert?

Vor diesem Hintergrund habe ich die aus meiner Sicht wichtigsten Fragen zusammengestellt. Selbstverständlich kann die eine oder andere Frage auch noch hinzukommen, die ich hier nicht aufführe, denn jedes Bewerbungsgespräch verläuft anders.

Der Fragenkatalog soll eine grobe Übersicht und Hilfestellung zur Vorbereitung auf das Gespräch vermitteln. Um so besser und systematischer Sie sich auf das Bewerbungsgespräch vorbereiten, desto sicherer werden Sie sich präsentieren.

Mit der Einladung zum Bewerbungsgespräch haben Sie bereits die erste Hürde im Bewerbungsprozess überwunden. Der nächste Schritt muss daher gut überdacht sein, um bei der Selbstpräsentation ein rundes Bild abzugeben.

Arbeitgeberfragen – die immer gerne in Bewerbungsgesprächen gestellt werden

Die Personalverantwortlichen möchten im Gespräch herausfinden, ob Sie die richtige Person für den Job sind. Deshalb kann auf Sie die ein oder andere kritische Frage zukommen. Keiner möchte Sie mit schwierigen Fragen persönlich ärgern, sondern man will hinter Ihre Fassade blicken und eventuelle Stärken und Schwächen aufdecken.

Mein wichtigster Ratschlag ist daher: Sofern Sie eine sehr kritische Frage gestellt bekommen, bleiben Sie ruhig und gelassen. Denken Sie in Ruhe nach, bevor Sie eine Antwort geben.

Können Sie eine Frage nicht beantworten, dann sagen Sie das auch oder verschieben diese Frage auf einen späteren Zeitpunkt. Es ist keine Zeichen von Schwäche, wenn man auf Anhieb eine Frage nicht sofort beantworten kann. Selbstverständlich sollte das nicht so oft vorkommen.

 

Für Sie geht es in diesem Gespräch um einen wichtigen Schritt und der will gut überlegt sein.

Mit diesen Fragen können Sie rechnen

 1. Was wissen Sie bereits über unser Unternehmen?

Das ist eine der häufigsten Arbeitgeberfragen in Bewerbungsgesprächen überhaupt – wer hier nicht punkten kann, hat meistens schon verloren.

Also, bereiten Sie sich gut vor. Schauen Sie sich die Internetpräsenz des Unternehmens genau an. Wenn es keine Seite über das Unternehmen gibt, dann recherchieren Sie trotzdem im Netz. Irgendetwas findet sich in der heutigen Zeit bei Google und Co immer.

Machen Sie sich Notizen zu folgenden Stichworten:

  • Dienstleistung/Produkte
  • Gründung und Philosophie des Unternehmens
  • Mitarbeiteranzahl
  • Eventuell Standorte
  • Soziales Engagement
  • Präsentation in den sozialen Medien

2. Wie sieht Ihre Gehaltsvorstellung aus?

Auf diese Frage sollten Sie gut vorbereitet sein, denn wenn es mit dem Job ernst wird, kommt sie garantiert.

Meistens stellt der Personaler die Frage erst gegen Ende des Gesprächs, wenn Sie bis dahin bereits überzeugt haben.

Es sei denn, das Unternehmen hat bereits im Vorfeld mehrere Gesprächsrunden geplant. In dem Fall möchte sich das Unternehmen zunächst einen Gesamtüberblick mit allen Kandidaten verschaffen und stellt die Frage in der 2. Runde.

Informieren Sie sich deshalb unbedingt vor dem Vorstellungsgespräch, wie Vergleichsgehälter aussehen. Sie möchten sich weder unter Wert verkaufen und später unzufrieden sein, noch eine überzogene Gehaltsforderung stellen und womöglich den Job erst gar nicht bekommen.

Recherchieren Sie:

  • Im Internet finden Sie Gehaltsvergleiche, Gehaltsstudien oder auch Tarifverträge.
  • Fragen Sie Freunde und Bekannte, die in ähnlichen Berufen arbeiten.

Die Seiten Gehalt.de oder auch Lohnspiegel.de helfen Ihnen bestimmt weiter.

Antwortmöglichkeiten auf die Gehaltsfrage:

  • Ich habe bisher € verdient und würde mich gerne etwas verbessern …
  • Ich möchte leistungsgerecht bezahlt werden und daher ist meine Gehaltsvorstellung …
  • Ich habe mir Vergleichsgehälter angeschaut, deshalb finde ich, dass € … angemessen wären.

Hier finden Sie den Artikel Telefoninterview mit Gelassenheit meistern.

3. Wie sieht Ihre Kündigungsfrist aus bzw. wann könnten Sie bei uns anfangen?

Diese Frage sollten Sie nicht unterschätzen und nur die Fakten herunterleiern. Hier kommt es ganz klar darauf an, in welcher persönlichen Situation Sie sich befinden.

  1. Variante

Sind Sie gerade arbeitslos, dann sollten Sie auf jeden Fall signalisieren, dass Sie kurzfristig verfügbar wären.

Der persönliche Workshop oder die geförderte Weiterbildung kann auch zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden. Außer, das Unternehmen möchte die Stelle erst zu einem späteren Termin besetzen.

  1. Variante

Sie bewerben sich aus einem ungekündigten Arbeitsverhältnis und Ihr jetziger Arbeitgeber ist nicht im Bilde, dass Sie nach einer neuen beruflichen Aufgabe suchen.

In dem Fall sollten Sie das auch so kommunizieren und auf die vertraglichen Kündigungsfristen hinweisen. Sie können dem Gesprächspartner signalisieren, sofern Sie eine schriftliche Zusage bekämen, würden Sie mit dem jetzigen Arbeitgeber über einen früheren Austrittstermin sprechen.

  1. Variante

Sie sind in einem ungekündigten Arbeitsverhältnis und möchten die Kündigungsfrist beim jetzigen Arbeitgeber einhalten.

Dies darf Ihnen keiner verübeln. Jeder potenzielle Arbeitgeber sollte dafür Verständnis aufbringen, wenn Sie die alten Aufgaben ordentlich übergeben möchten. Ein neuer Arbeitgeber wird sich das Gleiche von seinem ausscheidenden Mitarbeiter wünschen.

Knifflige Arbeitgeberfragen

Vorschläge, wie Sie mit der Situation souverän umgehen.

Warum möchten Sie auf eine neue Stelle wechseln?

Hier ist Vorsicht geboten! Achten Sie darauf, dass Sie nie schlecht über Ihren jetzigen Arbeitgeber sprechen. Erwähnen Sie auch keine Konflikte mit Kollegen. Kein Unternehmen möchte sich einen Querulanten ins Haus holen.

Es ist besser, wenn Sie sagen:

  • Die Stelle oder das Unternehmen hat mich sofort angesprochen, hier sehe ich viel Entwicklungspotential.
  • Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass ich mit meinen Erfahrungen einen Mehrwert zum Unternehmenserfolg beisteuern würde.

Diese Punkte sollten Sie nicht erwähnen:

  • Unzufriedenheit mit dem Vorgesetzten
  • Schwierigkeiten mit Kollegen
  • Unterforderung bzw. zu viele Überstunden
  • Zu niedriges Gehalt

Wo haben Sie sich sonst noch beworben?

Das Unternehmen bzw. der Personalverantwortliche möchte mit dieser Frage herausfinden, wie stark Ihr Interesse an der Stelle ist.

Befinden Sie sich in einem laufenden Bewerbungsprozess, weil Sie gerade arbeitslos oder Berufseinsteiger sind, dann geht jeder davon aus, dass Sie mehrere Bewerbungen laufen haben.

Es wäre jedoch falsch zu erzählen, dass Sie sich bei sehr vielen anderen Unternehmen beworben haben. Nach dem Motto 15 Bewerbungen sind noch offen, mal sehen was noch kommt.

Sagen Sie besser:

  • Ich habe mich auch bei ein paar anderen Firmen auf vergleichbare Positionen beworben.
  • Es sind noch 2 oder 3 Bewerbungen offen.

Erwecken Sie nicht den Eindruck, Sie wollen nur den Job, alles andere spiele keine Rolle (auch wenn das so wäre).

Sie möchten mehr über unseren Service erfahren?

Was würden Sie machen, wenn wir uns nicht für Sie entscheiden?

Oh, lassen Sie sich bei dieser Frage nicht verunsichern, denken Sie in Ruhe nach, bevor Sie eine Antwort geben. Der Personalverantwortliche will Sie damit nur aus dem Konzept bringen.

Bleiben Sie ehrlich und sagen z. B.:

  • Ich intensiviere die Jobsuche.
  • Ich bleibe beim jetzigen Arbeitgeber.

Zeigen Sie, dass Sie einen Plan B in der Tasche haben.

Alternative Antwort:

  • Ich habe mich auch bei anderen Unternehmen beworben und da würde ich abwarten, wie die Reaktion sein wird.
  • Ich habe ein ganz gutes Gefühl bei diesem Gespräch, sodass mich eine negative Antwort überraschen würde. Was würde aus Ihrer Sicht gegen mich sprechen?

Weshalb sind Sie für diese Stelle qualifiziert?

Nennen Sie fachliche, methodische und soziale Kompetenzen, die im Zusammenhang mit dem neuen Job stehen. Sie zeigen damit, dass Sie sich mit dem Thema und dem Job auseinandergesetzt haben.

Bevor Sie ins Gespräch gehen, schauen Sie sich die Stellenausschreibung genau an. Achten Sie darauf, welche Anforderungen in der Ausschreibung gefordert werden und gleichen diese mit Ihrem Werdegang ab.

Auf welche Punkte sollten Sie achten:

  • Ausbildung, Studium und Zusatzqualifikationen – wo gibt es Überschneidungen?
  • Bisher erworbene Berufserfahrungen – welche Kenntnisse sind für diesen Job wichtig?
  • Sonstige Kenntnisse wie Sprache und EDV – bringe ich das nötige Know-how mit?
  • Persönliche Eigenschaften wie z. B. Durchsetzungskraft, Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit – kann ich hier besonders punkten?

Welche Stärken haben Sie?

Das ist auch eine sehr häufige Frage in Bewerbungsgesprächen. Der Interviewer möchte prüfen, wie Sie sich selbst einschätzen und wo Sie ihre positiven Eigenschaften sehen. Achten Sie darauf, dass die Stärken gut in das Bild der Stellenausschreibung passen.

Es macht keinen Sinn, eine Stärke wie „ich bin durchsetzungsstark“ zu nennen, wenn ein Teamplayer mit Organisationstalent gesucht wird. Das wäre eher kontraproduktiv.

Nennen Sie maximal 3 positive Eigenschaften. Alles, was darüber hinaus geht, ist aus meiner Sicht, nicht zielführend. Ihre Qualifikationen sollten sich bereits aus anderen Kenntnissen und Erfahrungen ergeben.

Wo liegen Ihre Schwächen?

Auch eine sehr beliebte Arbeitgeberfrage. Dabei müssen Sie wissen, dass es nicht wirklich um Ihre Schwächen geht. Der Personalverantwortliche möchte herauszufinden, ob Sie sich realistisch einschätzen und ob Sie glaubwürdig sind. Keiner hat nur Stärken, sondern auch Schwächen. Sie müssen im Vorstellungsgespräch nicht sofort alle Karten offen auf den Tisch legen.

Bei den Schwächen können Sie negative Eigenschaften nennen, die nicht unbedingt etwas mit dem Job zu tun haben: Ich stehe nicht gerne an vorderster Front, ich kann mich sehr gut in die Gemeinschaft einordnen. Diese Eigenschaft würde natürlich bei einer Führungsposition nicht passen.

Welche beruflichen Ziele haben Sie?

Es kommt immer auf die Position und Funktion an. Es wird niemand eingestellt, der die Position als durchlaufenden Posten oder lauen Job ansieht. Signalisieren Sie einen Zeitplan für die nächsten 2 bis 3 Jahre, das macht Sinn und ist glaubwürdig.

Haben Sie keine bestimmten Ziele, dann sagen Sie einfach:

  • Ich möchte mich fundiert und zügig einarbeiten sowie langfristig eine gleichbleibende Arbeitsleistung und Qualität erbringen.
  • Ich möchte eine neue Herausforderung annehmen.
  • Ich möchte mehr Verantwortung übernehmen.

Wie sind Ihre Vermögensverhältnisse?

Diese Frage darf nur in bestimmten Situationen bzw. in Positionen gefragt werden, wo Sie mit Geld in Berührung kommen. Ansonsten ist die Frage unzulässig.

Aber, was macht man, wenn diese Frage unzulässigerweise gestellt wird? Zunächst Ruhe bewahren. Je nachdem wie Ihre persönlichen Verhältnisse aussehen und je nachdem was Sie überhaupt preisgeben möchten, bestenfalls wahrheitsgemäß antworten.

Alternative Antwort:

  • Ich weiß gar nicht, ob diese Frage zulässig ist?

Sie sehen dann auch die Reaktion Ihres Gegenübers, ob er einlenkt oder den Hintergrund der Frage erklärt.

Warum sollten wir Sie einstellen?

Das ist eine der beliebtesten Arbeitgeberfragen, die oft zum Schluss des Gesprächs gestellt wird.

An dieser Stelle empfehle ich eine kurze Zusammenfassung Ihrer Kenntnisse, Berufserfahrungen sowie positiven Eigenschaften, die in Übereinstimmung mit der zukünftigen Stelle stehen. Sie müssen sich nicht weitere neue Argumente überlegen, um in der Gunst des Personalers zu steigen. Haben Sie bis dahin nicht überzeugt, werden Sie jetzt auch nicht mehr das Ruder herumreißen.

Klar, gibt es noch viele anderen Arbeitgeberfragen, die im Vorstellungsgespräch gestellt werden und die kniffelig sind. Deshalb bereiten Sie sich gut vor und machen sich Gedanken, wie Sie auf schwierige Fragen neutral antworten würden.

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