Todsünden in Bewerbungsgesprächen
Sie haben lange nach einem passenden Job gesucht und viele Bewerbungen verschickt und anschließend erste Gespräche geführt. Bisher alles ohne Erfolg.
Nun hat Sie glücklicherweise doch ein vielversprechendes Unternehmen zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Das Arbeitgeberprofil hört sich, nach ersten Recherchen, sehr positiv an.
Jetzt sollten Sie folgende Punkte beachten und beherzigen, damit Sie sich nicht um einen möglicherweise guten Job bringen.
Inhaltsübersicht
- Mangelhaftes Wissen über den potenziellen Arbeitgeber
- Den Lebenslauf mit Unwahrheiten aufhübschen
- Arroganz gegenüber den Mitarbeitern
- Nicht zuhören
- Nicht auf den Punkt kommen
- Falsche Wechselgründe in Bewerbungsgesprächen angeben
- Nur Aufgaben nennen
- Ein schlechtes oder unangemessenes Erscheinungsbild
- Körpersprache gibt viel von Ihrer Persönlichkeit preis
- Soziale Absicherung überbetonen
- Angst vor variablen Einkommensanteilen
- Mangelnde Mobilität
Mangelhaftes Wissen über den potenziellen Arbeitgeber
Wer unvorbereitet ins Bewerbungsgespräch geht, muss sich nicht wundern, wenn eine Absage im Nachgang kommt. Haben Sie sich nicht im Vorfeld ausreichend über das Unternehmen informiert, dann signalisieren Sie: Eigentlich interessiert mich Ihre Firma gar nicht. Ich brauche nur einen Job.
Denn der zukünftige Arbeitgeber denkt: Wer sich an dieser Stelle keine Mühe gibt, wird sich auch nicht im angestrebten Job bemühen. So jemanden braucht kein Unternehmen.
Den Lebenslauf mit Unwahrheiten aufhübschen
Glaubwürdiges Lügen erfordert viel Kreativität und ein sehr gutes Gedächtnis. Wenn man in Bewerbungsgesprächen aufgeregt ist, unterlaufen schnell Fehler. Es ist ein Trugschluss, seinen künftigen Chef für dümmer zu halten, als sich selbst. Nichts ist peinlicher, als im Jobinterview beim Lügen erwischt zu werden. Ehrlichkeit, Echtheit, Genauigkeit sind an dieser Stelle wichtig. Allerdings muss man auch auf keine Makel hinweisen.
Wenn es eine Lücke gibt, sollte man sich dazu bekennen, wenn dieses Thema zur Sprache kommt.
Auf diese Arbeitgeberfragen sollten Sie sich gut vorbereiten.
Arroganz gegenüber den Mitarbeitern
Zwischen Chef und seinen engsten Mitarbeitern herrscht oft ein gutes Vertrauensverhältnis. Ist er klug, hört er bei wichtigen Entscheidungen auf sie. Und erfährt er, dass ein potenzieller Mitarbeiter andere Menschen geringschätzig oder unfreundlich behandelt, muss er befürchten, dass sich dies auch im Berufsalltag wiederholt – das wäre ein K.-o.-Kriterium für z. B. einen leitenden Mitarbeiter.
Nicht zuhören
Wer eine zu hohe Meinung von sich hat, ist oft ein schlechter Zuhörer. Das gilt im Privaten als auch im Beruf. Wer seinen künftigen Vorgesetzten in Bewerbungsgesprächen nicht zu Wort kommen lässt oder nur ungeduldig darauf wartet, bis er wieder dran ist, disqualifiziert sich ganz schnell. Der Bewerber signalisiert: Ich weiß und kann alles besser. Was andere denken, interessiert mich nicht.
Solch ein Mensch ist weder lern- noch integrationsfähig. Er wird bei seinen Kollegen keine Akzeptanz finden und sich schnell ins Aus katapultieren.
Nicht auf den Punkt kommen
Es gibt Menschen, die reden sich in Bewerbungsgesprächen um Kopf und Kragen. Ich habe es schon des Öfteren erlebt.
Von einem Mitarbeiter erwartet man geistige Ordnung und Disziplin im Denken. Wer seine Wortbeiträge nicht strukturieren kann, nicht auf den Punkt kommt und kein Zeitgefühl hat, wird in der Regel auch ein Chaos im Kopf haben.
Was dann noch besonders schlimm ist, Sie ignorieren die Signale Ihres Gegenübers. Dann könnte es schon sein, dass dieses Gespräch praktisch an dieser Stelle endet.
Falsche Wechselgründe in Bewerbungsgesprächen angeben
Natürlich kann es vorkommen, dass Sie zum Bewerbungsgespräch gekommen sind, weil Ihr bisheriger Arbeitgeber inkompetent oder Ihr alter Chef ein Ekel ist. Das muss man aber nicht in den Vordergrund stellen. Sehen Sie nach vorne.
Nennen Sie den Reiz der neuen Aufgabe bzw. Herausforderung und den guten Ruf des potenziellen Arbeitgebers als Hauptgründe zum Wechsel. Damit umschiffen Sie unangenehme Aussagen und schmeicheln gleichzeitig dem Unternehmen.
Das telefonische Interview mit Gelassenheit meisten.
Nur Aufgaben nennen
Jeder Chef wünscht sich Leistungsträger als Mitarbeiter und nicht solche, die nur den Stuhl warmhalten. Viele Kandidaten machen den Fehler, nur von ihren Aufgaben zu sprechen, nicht aber von ihren Leistungen. Auch der unfähigste Mitarbeiter hat Aufgaben.
Nur der gute Mitarbeiter kann auch Leistungen und Dinge vorweisen, die er verändert, vorangebracht, eingespart, verbessert oder beschleunigt hat.
Ein schlechtes oder unangemessenes Erscheinungsbild
In Jeans und T-Shirt in einer Kanzlei zum Bewerbungsgespräch erscheinen, wäre wohl unpassend. Denn unser Erscheinungsbild signalisiert nicht nur, wer wir sind, sondern auch, wie viel Respekt wir unserem Gesprächspartner entgegenbringen. Es ist Teil unserer Körpersprache. Natürlich richtet sich die Kleidung weitgehend nach Art und Ebene der angestrebten Position.
Vorsicht aber mit zu viel Make-up, luftigen Kleidern, Ringen, Manschettenknöpfen, Krawattennadeln, Einstecktüchern und Piercings.
Körpersprache gibt viel von Ihrer Persönlichkeit preis
Nicht Englisch, sondern die Körpersprache ist die meist „gesprochene“ Sprache der Welt. Häufig offenbaren wir durch sie mehr, als uns lieb ist. Ein lascher Händedruck, eine schlaffe Sitzhaltung oder verschränkte Arme senden schlechte Signale. Ganz wichtig: Der Blickkontakt.
Erfolgt er nicht, vermutet man Unaufrichtigkeit, Unsicherheit oder Menschenscheu.
Soziale Absicherung überbetonen
Es gibt kaum Unternehmen und Positionen ohne soziale Absicherung. Vieles ist gesetzlich bereits geregelt. Zu frühe und zu viele Fragen nach Urlaub, Spesen und Betriebsrente sowie der Wunsch nach einer langen Kündigungsfrist vermitteln negative Signale.
Eine Überbetonung von Absicherung und Nebenleistungen signalisiert: Ich will auf Nummer sicher gehen. Eigentlich brauche ich nur den Job, um meine Freizeitgestaltung zu finanzieren.
Angst vor variablen Einkommensanteilen
Das Gehalt der meisten Führungskräfte gliedert sich in fixe und erfolgsabhängige Anteile. Ein selbstbewusster Kandidat wird den variablen Einkommensanteil begrüßen, da er damit sein Einkommen vergrößern kann.
Wehrt sich ein Kandidat gegen diese Regelung, signalisiert er: Ich traue mir nichts zu. Ich bin nicht bereit, meine besten Leistungen abzuliefern. Aus Erfahrung weiß ich, dass ich dabei schlechter abschneide, denn ich gehöre nicht zu den Leistungsträgern.
Mangelnde Mobilität
Auch ein guter Punkt. Wer Karriere machen möchte oder eine seiner Qualifikation entsprechende Position erreichen will, muss mobil und flexibel sein. Es gibt Menschen, die lieber den Job wechseln oder arbeitslos werden, als ihr Haus zu verkaufen oder zu vermieten. Die Welt ist globaler geworden. Wir müssen anders denken, um wirtschaftlich zu überleben, auch wenn Work-Life-Balance heute eine andere Bedeutung im Berufsleben hat.
Mangelnde Umzugs- oder Reisebereitschaft signalisiert: Ich bin nicht sehr beweglich und flexibel, möchte lieber alles geordnet und überschaubar haben.
Haben Sie die Punkte im Bewerbungsgespräch gut gemeistert, dann rücken Sie Ihrem neuen Job garantiert einen Schritt näher.
Dabei wünsche ich Ihnen viel Erfolg.
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