Das zweite juristische Staatsexamen

In der Regel durchläuft der angehende Jurist nach dem 1. Staatsexamen ein 24-monatiges Rechtsreferendariat (juristischer Vorbereitungsdienst), welches mit dem zweiten Staatsexamen abschließt. Wurden alle schriftlichen und mündlichen Prüfungen erfolgreich abgeschlossen, darf man sich endlich Volljurist nennen.

Jetzt stehen Ihnen alle Türen offen. Je nach Interesse und Abschlussnoten können Sie den Weg als Jurist ins Richteramt, in eine Kanzlei oder in ein Unternehmen einschlagen.

Ablauf zweites Staatsexamen

Nach zwei Jahren Referendariat, mit verschiedenen Stationen und Arbeitsgemeinschaften, folgt das zweite juristische Staatsexamen. Das zweite Staatsexamen besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil.

Es gibt jedoch einige Unterschiede zwischen dem ersten und zweiten juristischen Staatsexamen, die nicht zu unterschätzen sind und auf die ich hier näher eingehen möchte.

Zum einen fällt der Schwerpunktbereich weg, damit hat man ein reines Klausuren-Examen mit anschließender mündlicher Prüfung. Die Zulassung zum zweiten juristischen Staatsexamen (endet mit der mündlichen Prüfung), so z. B. für NRW ergibt sich aus den §§ 54, 56, 20 JAG NRW.

Je nach Bundesland fließt der schriftliche Part zwischen 60 Prozent und 75 Prozent in die Gesamtnote ein.

Welche Klausuren werden geschrieben

Die Anzahl der Klausuren variiert auch je nach Bundesland. In NRW schreibt man z. B. 8 Klausuren in 2 Wochen im 21. Ausbildungsmonat.

  • Z I: Urteilsklausur
  • Z II: Anwaltsklausur
  • Z III: Zwangsvollstreckungsklausur (Beschluss oder aus Anwaltssicht)
  • Z IV: Urteil- oder Anwaltsklausur
  • S I: Klausur aus staatsanwaltlicher Sicht (Gutachten + Anklage)
  • S II: Strafrechtliches Urteil oder Revision (aus Anwaltssicht)
  • Ö-R I: Gerichtliche Entscheidung (häufig) oder Behördenklausur
  • Ö-R II: Anwaltsklausur

Die rechtliche Grundlage ergibt sich aus § 51 JAG NRW.

In der Tabelle finden Sie die Anzahl der Klausuren, die je nach Bundesland im zweiten jursitischen Staatsexamen geschrieben werden müssen:

Die Übersicht ist nach Bundesländern sortiert.

Bundesland

Klausuren

Zivilrecht

Strafrecht

Öffentliches
Recht

Wahlfach

Baden-Württemberg

8

4 2 2

0

Bayern

11

5 2 4

0

Berlin

7

2 2 2

1

Brandenburg

7

2 2 2

1

Bremen

8

4 2 2

0

Hamburg

8

4 2 2

0

Hessen

8

4 2 2

0

Mecklenburg-Vorpommern

8

4 2 2

0

Niedersachsen

8

4 1 2

1

Nordrhein-Westfalen

8

4 2 2

0

Rheinland-Pfalz

8

4 2 2

0

Saarland

7

3 1 2

1

Sachsen

8

4 2 2

0

Sachsen-Anhalt

8

2 2 2

2

Schleswig-Holstein

8

4 2 2

0

Thüringen

8

3 2 2

1

Gewichtung bei der mündlichen Prüfung im zweiten juristischen Staatsexamen

Die Gewichtung des Aktenvortrages und des Prüfungsgespräches wird ebenfalls in den Bundesländern unterschiedlich evaluiert.

In der Tabelle sehen Sie die Gewichtung bei der mündlichen Prüfung.

Die Übersicht ist nach Bundesländern sortiert.

Bundesland

Akten-
vortrag in %

Prüfungs-
gespräch in %

Gesamt-
einfluss in %

Baden-Württemberg

6,0

24,0 30,0
Bayern

25,0

0,0

25,0

Berlin

16,0

24,0

40,0

Brandenburg

16,0

24,0

40,0

Bremen

8,0

22,0

30,0

Hamburg

8,0

22,0

30,0

Hessen

10,0

30,0

40,0

Mecklenburg-Vorpommern

5,0

25,0

30,0

Niedersachsen

12,0

28,0

40,0

Nordrhein-Westfalen

10,0

30,0

40,0

Rheinland-Pfalz

6,0

24,0

30,0

Saarland

10,0

20,0

30,0

Sachsen

6,67

26,66

33,33

Sachsen-Anhalt

10,0

30,0

40,0

Schleswig-Holstein

8,0

22,0

30,0

Thüringen

7,0 28,0

35,0

Unterschied erstes und zweites juristische Staatsexamen

Ein weiterer wichtiger Unterschied ist die Umstellung vom Gutachtenstil zum Urteilsstil im zweiten Staatsexamen.

Viele Arbeitgeber betrachten das Ergebnis des zweiten juristischen Staatsexamens als wesentlich wichtiger. Sie bewerten die Kandidaten in erster Linie anhand der Ergebnisse im zweiten Staatsexamen. Das erste Staatsexamen rückt etwas in den Hintergrund.

Endlich Volljurist

Alle Klausuren sind geschrieben und zum Glück auch bestanden. Jetzt ist es geschafft, endlich kann man sich nach vielen Jahren des intensiven Studiums Volljurist nennen. Die ganze Arbeit und Zweifel zwischendurch haben sich gelohnt. 

Hinweis zur zweiten Staatsprüfung in NRW ab 2024

Das Land NRW muss sparen. Deshalb wird nach der geplanten Streichung von Referendariatsstellen auch noch das Referendariat um einen Monat gekürzt. Die mündliche Prüfung wird aus finanziellen Gründen künftig schon im 25. statt im 26. Monat des Vorbereitungsdienstes stattfinden. 

Somit können fast zwei Monate Unterhaltsbeihilfe wegfallen. Ab 2025 geht es los, es sind bereits Referendare, die im September 2024 Klausuren schreiben, davon betroffen.

Zweite juristische Staatsexamen – NRW-Statistik

Interessant ist auch die Ausbildungsstatistik vom Bundesamt für Justiz mit den Ergebnissen aller Examen bundesweit.

Quellen: Jurcaseiurratio und Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen.

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