5 wichtige Hinweise zur Probezeit
Entschließen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu einer Zusammenarbeit, wird in der Regel ein Arbeitsvertrag abgeschlossen. Der Arbeitsvertrag gibt Aufschluss über alle Rechte und Pflichten vom Arbeitnehmer sowie Arbeitgeber.
Im Arbeitsvertrag wird die Dauer der Probezeit und Kündigungsfrist während Probezeit normalerweise immer geregelt. Alternativ gibt es im Vertrag einen Verweis auf einen Tarifvertrag oder auf eine Betriebsvereinbarung.
Informieren Sie sich auf jeden Fall im Vorfeld, wie Ihre Rechte und Pflichten für diese Arbeitsstelle aussehen.
Auch wenn im Arbeitsvertrag keine konkrete Probezeit vereinbart wurde, beginnt der gesetzliche Kündigungsschutz erst nach sechs Monaten. Die gesetzliche Kündigungsfrist steigt entsprechend erst nach 6 Monaten auf vier Wochen.
Viele nehmen fälschlicherweise bei einem unbefristeten Arbeitsvertrag an, dass sie besser vor einer arbeitgeberseitigen Kündigung geschützt sind. Das stimmt nicht. Probezeit ist Probezeit. Beide Parteien können ohne Angabe von Gründen innerhalb von 2 Wochen kündigen.
Inhaltsübersicht
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Woran scheitern die viele Mitarbeiter während Probezeit?
Die Probezeit ist eine kritische Phase im Arbeitsverhältnis, in der sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer die Möglichkeit haben, die Eignung für die jeweilige Position und das Unternehmen zu bewerten. Es gibt verschiedene Gründe, warum Mitarbeiter:innen während der Probezeit scheitern oder das Unternehmen entscheidet, die Zusammenarbeit nicht fortzusetzen:
Fachliche Defizite: Der Mitarbeiter erfüllt die fachlichen Anforderungen der Position nicht. Dies kann auf unzureichende Fähigkeiten, Kenntnisse, Interesse oder Erfahrungen zurückzuführen sein.
Anpassungsschwierigkeiten: Der Mitarbeiter hat Schwierigkeiten, sich an die Unternehmenskultur, die Arbeitsweise oder die Teamdynamik anzupassen.
Verhaltensprobleme: Probleme wie Unzuverlässigkeit, wiederholtes Zuspätkommen, mangelnde Motivation oder ein negatives Verhalten können zu Konflikten im Team oder mit Vorgesetzten führen.
Kommunikationsprobleme: Unzureichende Kommunikationsfähigkeiten, Missverständnisse oder das Nicht-Weitergeben von wichtigen Informationen können zu Problemen in der Zusammenarbeit führen. Man denkt, ich kann das doch schon alles.
Unrealistische Erwartungen: Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer können unrealistische Erwartungen an die Position oder die Arbeitsumgebung haben, die zu Enttäuschungen führen.
Persönliche Probleme: Private Herausforderungen oder Probleme können sich auf die Arbeit auswirken und die Leistung beeinträchtigen. Es kommt dann wieder auf die Art und Weise der Kommunikation an.
Mangelnde Unterstützung: Ein unzureichendes Onboarding, mangelnde Unterstützung von Vorgesetzten oder Kollegen:innen oder unklare Anweisungen können dazu führen, dass ein Mitarbeiter in der Probezeit strauchelt.
Fehlende kulturelle Anpassung: Die Mitarbeiter identifizieren sich nicht mit den Werten und Normen des Unternehmens, was zu einem fehlerhaften Austausch zwischen Mitarbeitern und Unternehmen führt. So entstehen interkulturelle Missverständnisse.
Wirtschaftliche oder strukturelle Gründe: Manchmal sind externe Faktoren wie Herausforderungen, Unternehmensumstrukturierungen oder Änderungen in der Geschäftsstrategie der Grund für die Beendigung eines Arbeitsverhältnisses in der Probezeit.
Fehlende proaktive Haltung: Einige Mitarbeiter:innen warten möglicherweise darauf, dass ihnen Aufgaben zugewiesen werden, anstatt proaktiv nach Möglichkeiten zu suchen, einen Mehrwert zu schaffen oder sich weiterzuentwickeln.
Um das Scheitern in der Probezeit zu minimieren, ist es für Unternehmen wichtig, einen gründlichen Auswahl- und Einstellungsprozess zu haben, klare Erwartungen zu kommunizieren, ein effektives Onboarding-Programm anzubieten und regelmäßiges Feedback während der Probezeit zu geben.
Es ist auch wichtig, dass beide Seiten – Arbeitgeber und Arbeitnehmer – offen kommunizieren und Probleme oder bevorstehende Bedenken rechtzeitig ansprechen.
Der neue Job beginnt
Sie haben gerade den Job bzw. den Arbeitgeber gewechselt und üblicherweise beginnt am 1. Arbeitstag die Probezeit. In dieser Zeit möchten beide Seiten herausfinden – passen wir auch tatsächlich zueinander, bevor wir uns langfristig binden?
Neue Mitarbeiter werden während der Probezeit durch den Arbeitgeber genauer beobachtet, damit Fehlentwicklungen schnell behoben werden oder dass rechtzeitig gegengesteuert wird.
Genauso haben Arbeitnehmer:innen die Möglichkeit, sich die Arbeitsabläufe, die Vorgesetzten und Kollegen:innen im Unternehmen anzuschauen und gegebenenfalls innerhalb der Frist zu kündigen.
Sind die gegenseitigen Anforderungen auch noch nach der Probezeit im grünen Bereich, wird die Zusammenarbeit fortgeführt.
Arbeitgeber-Gründe für eine Kündigung
- Hohe Fehlzeiten /Unpünktlichkeit
- Falsche Angaben zur Person
- Gefälschte Unterlagen
- Schlechte Arbeitsleistung
- Mangelnde Qualifikation
- Respektlosigkeit
- Persönliche Disharmonie mit Kollegen:innen und Vorgesetzten
- Arbeitsplatz fällt wegen Umstrukturierung weg
- Rationalisierungsmaßnahmen
- Das Unternehmen hat wirtschaftliche Schwierigkeiten
Beginn und Ende der Probezeit
Dauer der Probezeit
In der Regel haben Sie eine Probezeit von 3 bis 6 Monaten. Achten Sie darauf, dass die Probezeit im Arbeitsvertrag genau geregelt ist. Erst nach Ablauf der Probezeit greift der reguläre Kündigungsschutz.
Während der Probezeit gilt die gesetzliche Kündigungsfrist von 2 Wochen oder was im Tarifvertrag bzw. in der Betriebsvereinbarung geregelt wurde.
Worauf müssen Sie achten, bei der Kündigung eines Arbeitsvertrages?
Probezeit während der Ausbildung
Die Probezeit während der Ausbildung kann laut Berufsbildungsgesetz (BBiG) zwischen 1 und 4 Monaten dauern.
Wie sehen die regulären Kündigungsfristen bei einem Arbeitsvertrag aus?
Wann erwerbe ich den vollen Urlaubsanspruch
Den vollen Urlaubsanspruch erwerben Sie erst nach 6 Monaten der Zugehörigkeit in einem Unternehmen. Meistens ist dann auch die Probezeit erfolgreich abgelaufen. Während der ersten 6 Monate haben Sie regulär einen Anspruch von 1,67 Tagen pro Monat. Das ergibt sich aus dem gesetzlichen Mindesturlaubsanspruch von 20 Tagen pro Jahr (20:12 = 1,67).
Sie können zwar in Abstimmung mit dem Arbeitgeber während der Probezeit Urlaub nehmen, jedoch schließen viele Arbeitgeber von vorneherein einen Urlaub während der Probezeit aus.
Krankheit während der Probezeit – Bedeutung der Wartezeit
Wichtiger Hinweis zur Probezeit
Werden Sie innerhalb der ersten 4 Wochen krank, bekommen Sie vom Unternehmen für diese Zeit kein Gehalt – hier greift die sogenannte Wartefrist. Erst ab der 5. Woche besteht Anspruch auf Lohnfortzahlung.
Angenommen, Sie haben in der 4. Arbeitswoche einen Sportunfall oder bekommen eine schwere Grippe. Der Arzt schreibt Sie für 3 Wochen krank (wird bei einer Grippe wohl eher nicht passieren). Der Arbeitgeber muss dann erst ab der 5. Arbeitswoche das Gehalt wieder bezahlen.
In dem Fall sollten Sie bei Ihrer Krankenkasse anfragen, ob sie für die Zeit der Wartefrist das Gehalt übernehmen.
Kündigung während der Probezeit
Während der Probezeit können beide Parteien das Arbeitsverhältnis ohne Angaben von Gründen fristgerecht kündigen. Außer es liegt ein fristloser Kündigungsgrund vor, dann gilt die 2-wöchige Kündigungsfrist nicht.
Der Betriebsrat muss bei einer Kündigung während der Probezeit angehört werden.
Wie viele Arbeitnehmer kündigen während der Probezeit?
Für viele Arbeitnehmende ist die Flexibilität und verkürzte Kündigungsfrist während der Probezeit eine wertvolle und gute Möglichkeit, sich im neuen Job zu orientieren.
Um herauszufinden, wie viele Arbeitnehmer die Probezeit zur Neuorientierung nutzen, hat das Marktforschungsinstitut Appinio im Auftrag von Indeed (2023/2024) insgesamt 1000 Personen zwischen 18 und 65 Jahren in Deutschland befragt.
Laut der Umfrage hat bereits jede:r Dritte in Deutschland während Probezeit (34 Prozent) eine Kündigung ausgesprochen. Das ist deutlich höher, als man es vermutet.
Arbeitnehmer-Gründe für eine Kündigung
- Aufgaben entsprechen nicht den Vorstellungen
- Aufgaben entsprechen nicht der Stellenbeschreibung
- Die Zusammenarbeit mit den Kollegen:innen funktioniert nicht
- Auseinandersetzungen mit Vorgesetzten
- Unternehmen hat andere Wertevorstellungen
- Ziele sind nicht umsetzbar
- Veraltete Arbeitsansichten
- Keine ordentliche Einarbeitung, sodass Aufgaben nicht erfüllt werden können
Verlängerung der Probezeit
Haben Sie z. B. nur eine Probezeit von 3 Monaten, kann die Probezeit auf 6 Monate verlängert werden. Beide Parteien müssen damit einverstanden sein.
In Ausnahmefällen kann die Probezeit sogar auf 9 oder 12 Monate verlängert werden. Das müssen aber gut begründete Fälle sein, wie z. B. bei einer Führungskraft oder bei minderqualifizierten Personen.
Darauf sollten Sie während der Probezeit achten
Diesen Hinweis sollten gerade junge Menschen während der Probezeit beherzigen, die sich noch in der Ausbildung befinden.
Innerhalb der Probezeit muss ein Arbeitnehmer besonders darauf achten, dass es in diesen Bereichen keine Beanstandungen gibt:
- Hohe Fehlzeiten
- Regelmäßige Unpünktlichkeit
- Mangelnde Arbeitsleistung
Zwar sollten diese Punkte auch nach der Probezeit kein Anlass zur Klage geben, jedoch gilt dann eine verlängerte Kündigungsfrist bzw. der Arbeitnehmer hat einen höheren Kündigungsschutz.
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Probearbeitsverhältnis
Das Probearbeitsverhältnis kann auf 2 Arten gestaltet werden:
- Das Arbeitsverhältnis wird befristet abgeschlossen und durch ausdrückliche Vereinbarung in ein endgültiges Arbeitsverhältnis nach Ablauf der Frist umgewandelt. Oder der Arbeitnehmer arbeitet nach Ablauf der Frist einfach weiter, sofern der Arbeitgeber nicht umgehend widerspricht, greift 625 BGB (Stillschweigende Verlängerung).
- Das Arbeitsverhältnis wird mit einer festgelegten Probezeit unbefristet abgeschlossen, innerhalb dieser Zeit gilt die verkürzte Kündigungsfrist.
Nach Ablauf der Probezeit gilt entweder die gesetzliche, tarifliche oder vertragliche Kündigungsfrist.
Je nachdem, um was für einen Arbeitsvertrag es sich handelt, ist der Vertrag nach Ablauf der Probezeit unbefristet oder er ist auf eine bestimmte Dauer befristet.
Das Wichtigste in Kürze
Probezeit
- Regelungen im Arbeitsvertrag:
- Arbeitsverträge beinhalten oft die Dauer der Probezeit und die Kündigungsfristen.
- Auch bei fehlender Vereinbarung im Vertrag beginnt der gesetzliche Kündigungsschutz erst nach sechs Monaten.
- Gründe für das Scheitern in der Probezeit:
- Fachliche Defizite, Anpassungsschwierigkeiten, Verhaltens- und Kommunikationsprobleme.
- Unrealistische Erwartungen, persönliche Probleme, mangelnde Unterstützung und fehlende kulturelle Anpassung.
- Wirtschaftliche oder strukturelle Gründe und fehlende proaktive Haltung.
- Kündigungsgründe seitens des Arbeitgebers:
- Hohe Fehlzeiten, falsche Angaben, gefälschte Unterlagen, schlechte Arbeitsleistung und mangelnde Qualifikation.
- Respektlosigkeit, persönliche Disharmonie, Umstrukturierungen und wirtschaftliche Schwierigkeiten.
- Dauer und Bedingungen der Probezeit:
- Üblich sind 3 bis 6 Monate; genaue Regelungen sollten im Arbeitsvertrag festgehalten sein.
- Während der Probezeit gilt eine Kündigungsfrist von 2 Wochen.
- In der Ausbildung kann die Probezeit zwischen 1 und 4 Monaten dauern.
- Rechte während der Probezeit:
- Volle Urlaubsansprüche entstehen erst nach sechs Monaten Unternehmenszugehörigkeit.
- Krankheitsfall: Während der ersten 4 Wochen gibt es keinen Gehaltsanspruch, danach greift die Lohnfortzahlung.
- Beide Parteien können das Arbeitsverhältnis ohne Angabe von Gründen kündigen; der Betriebsrat muss bei Kündigungen angehört werden.
Zusätzliche Hinweise:
Beginn und Ende der Probezeit
- Am ersten Arbeitstag beginnt in der Regel die Probezeit, in der beide Seiten die Zusammenarbeit bewerten.
- Nach erfolgreicher Probezeit wird die Zusammenarbeit fortgeführt.
Häufigkeit von Kündigungen durch Arbeitnehmer
- Laut Umfragen hat jeder dritte Arbeitnehmer in Deutschland während der Probezeit gekündigt.
- Gründe dafür sind oft nicht erfüllte Erwartungen, schlechte Zusammenarbeit und mangelnde Einarbeitung.
Besondere Aufmerksamkeit während der Probezeit
- Arbeitnehmer sollten auf Fehlzeiten, Pünktlichkeit und Arbeitsleistung achten, da diese während der Probezeit besonders kritisch beobachtet werden.
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